Strasse mit Tunnel in Island.

Reiseberichte unserer Kunden

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zu unseren Reisen

Übersicht der Reiseberichte unserer Kunden

 

Eine Reise zum Ursprung der Erde - "Island für Einsteiger" 2013 von Ruth Vuilleumier

Eine Studienreise durch Island - Ein Reisebericht von Monique Schuler - 2016

 

 

Eine Reise zum Ursprung der Erde

- "Island für Einsteiger" 2013 von Ruth Vuilleumier -

Island See

Goldener Kreis

Ein Mord unter Freunden mochte noch so hingehen. Aber ein zweiter war zu viel. Gunnar, der Held der isländischen Sage, wurde am Þingvellir mit Ächtung bestraft. Und hier, etwa vierzig Kilometer östlich von Reykjavik, beginnt unsere einwöchige Rundreise. An diesem historischen Versammlungsort haben die ersten Einwanderer, norwegische Wikinger, um 930 n. Chr. Einen isländischen Staat gegründet. „Das ganze Gebiet befindet sich auf der Nahtstelle der Kontinentalplatten von Europa und Amerika“, erklärt Ási, unser Reiseführer. Ich bin beeindruckt. Mit einem einzigen Schritt bin ich bereits in Amerika. Ich stelle mir vor, wie sich tief unter mir das Wasser durch die Spalte zwischen den Kontinenten hindurch drängt. Diese Spalte verbreitert sich jedes Jahr um ein paar Zentimeter, 70 Meter in 10.000 Jahren. Und irgendwann könnte Island genau hier auseinanderbrechen. Aber soweit sind wir noch nicht. Der Regen peitscht mir ins Gesicht. Ich ziehe die Kapuze meines Mantels tiefer ins Gesicht. Ich habe mich vorsorglich auf jedes Wetter eingestellt. Es ist Ende August. Die Wolken hängen tief.

Pingvellir Graben IslandWir gehen durch eine Art hohle Gasse, gesäumt von hohen Mauern aus Vulkangestein und gelangen zum Zentrum Þingvellirs. Wir blicken auf eine weite Ebene mit Wiesen, Lavafeldern, Wasserläufen und einem See. „Hier versammelte sich jedes Jahr im Juni während zwei Wochen die Bevölkerung und diskutierte anstehende Geschäfte. Der Ältestenrat verabschiedete Gesetze und fällte Urteile“, erläutert Ási. „Man verhandelte aber auch Privates und traf Heiratswillige. Es war jeweils ein grosses Volksfest, das die Isländer bis zur Auflösung 1789 zusammenhielt. Damals fand das Fest offiziell zum letzten Mal statt, auch wenn sich die Isländer in Krisenzeiten bis heute hier versammeln. Am 17. Juni 1944 wurde am Þingvellir die Republik ausgerufen.“ Hier lagerten früher also hunderte oder vielleicht tausende von Menschen, mitsamt ihren Schafen und Pferden, bauten sich Unterstände, musizierten und tanzten. Rauch stieg aus Feuerstellen, ein Kommen und Gehen, Rufen und Lachen. Gerne wäre ich dabei gewesen. Jetzt aber steige ich in unseren Reisebus, der uns zu den nächsten Sehenswürdigkeiten im Golden Circle bringt: Geysir und Gullfoss.

 

Heisse Fontänen - Geysir

Island Strokkur Springquelle Ausbruch

Der alte Geysir, dessen Namen auf alle Springquellen übergegangen ist, hat seinen Geist weitgehend aufgegeben. Er spuckt nur noch selten Wasser. Viel eindrücklicher ist jetzt die Springquelle daneben, der Strokkur, was auf Deutsch „Butterfass“ heisst. „Alle drei bis fünf Minuten erreicht die kochende Wassersäule eine Höhe von etwa 25 bis 35 Meter“, erfahren wir von Ási. Gespannt erwarten wir den nächsten Ausbruch. Wir stehen auf matschigem Boden, es regnet. Nach etwa zehn Minuten beginnt sich das Zentrum des Strokkur zu bewegen. Es blubbert, Wasserkreise drängen nach aussen, grosse Wasserblasen entstehen, bis plötzlich eine mächtige Dampf- und Wassersäule in die Höhe schiesst. Staunend verfolgen wir das Naturschauspiel. Der Wind bläst die Fontäne zur Seite und zersprengt sie in neblige Dampfschwaden.

Lange hält es mich nicht mehr in diesem nasskalten glitschigen Umfeld. Ich freue mich auf eine heisse Suppe und einen Hotdog, der in Island besonders gut zubereitet wird. Die Wurst wird nicht nur mit Senf und Ketchup bereichert, sondern auch mit gerösteten Zwiebeln. Das macht die isländischen Hotdogs zu einer Delikatesse, welche die Kenner möglichst an ihrem Lieblingsstand im Freien essen. Doch ich bin froh, dass ich mich drinnen im rustikalen Touristenrestaurant aufwärmen kann.

 

Goldener Wasserfall - Gullfoss

Wasserfall Gullfoss in Island

Der Bus bringt uns weiter zum Gullfoss. Noch immer schreiten wir Wind und Regen entgegen und stehen plötzlich vor dem reissenden Wasserfall. Auch ohne Sonnenschein können wir nur staunen, was uns die Natur bereithält. In zwei breiten Kaskaden, die im rechten Winkel zueinander stehen, donnert das Wasser 70 Meter in die Tiefe. Die ganze Schlucht ist etwa zweieinhalb Kilometer lang. Seinen Namen erhielt der Gullfoss, „der goldene Wasserfall“, der Legende nach, weil einst ein vermögender Bauer seinen Goldschatz hier im Wasser versenkte. Vielleicht heisst er aber auch nur so, weil die Abendsonne, wenn sie denn scheint, ihn golden glitzern lässt.

Auf der Informationstafel lese ich, dass der Gullfoss heute zum UNESCO Kulturerbe gehört. Er sollte um 1920 für einen riesigen Staudamm eingesetzt werden, nachdem eine englische Gesellschaft den Wasserfall zur Energiegewinnung gekauft hatte. Nur dank dem unerschrockenen, langjährigen Einsatz einer Frau vom nahegelegenen Hof Brattholt, Sigríður Tómasdóttir, konnte dies verhindert werden. Vergeblich hatte sie einen juristischen Kampf gegen die Spekulanten geführt. Erst als sie drohte, sich in die Fluten zu stürzen, liessen die Briten von ihrem Vorhaben ab. Der Wasserfall ging an den isländischen Staat. Doch 1977 lag wieder ein Projekt vor, das drei Viertel der Wassermenge abgezweigt hätte, aber es wurde abgelehnt. Seit 1979 steht der Gullfoss unter Naturschutz und lockt jedes Jahr Tausende von Touristen an. Mit einem in Stein gemeisselten Porträt haben die Isländer Sigríður Tómasdóttir neben dem Gullfoss ein Denkmal gesetzt.

Am schwarzen Sandstrand – Vík und Jökulsárlón

Island Wasserfall Seljalandsfoss

Die Reise geht weiter: wir wollen die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn umrunden. Andere Wasserfälle stehen auf dem Programm. In Island gibt es Tausende von Wasserfällen, es sind die Lieblinge unseres Guide. Er sammelt sie mit dem Fotoapparat. Den Seljalandsfoss können wir sogar von hinten bewundern. Seine Wassermassen stürzen wie ein filigraner durchsichtiger Vorhang in die Tiefe.

Die Südküste ist reich an schwarzen Sandbänken und bemoostem Lavagestein, welche die Vulkane immer wieder neu formen. Wir bekommen die Vulkane und Gletscher kaum zu Gesicht, denn sie sind in dunkle Wolken gehüllt. Noch immer regnet es. Durch die Regentropfen, die am Fenster des Busses um die Wette herunter rinnen, sehen wir auf das Meer. Es gebärdet sich mit seinen Schaumkronen wild und ungestüm.

Schwarzer Sandstrand Island

 

Beim nächsten Halt lädt uns der Bus direkt am Strand aus. Wir atmen die frische Meeresluft ein. Unsere Füsse versinken im schwarzen Sand und hinterlassen tiefe Spuren. Wir stapfen vorwärts und stossen in dieser Bucht nicht auf wild zerklüftete Felsen, sondern auf hellgraue streng geometrisch geformte Basaltsäulen. Ich kann es kaum fassen, wie die Natur das Gestein in so regelmässige Sechsecke formen kann. Natürlich muss ich das fotografieren. Nach ein paar Schritten staune ich noch mehr. Wir treten in eine riesige Höhle, über unseren Köpfen hängt eine Basaltsäule dicht neben der anderen wie perfekt konstruierte Deckenverstrebungen. Ich sehe sie und kann es kaum glauben. Mit Bewunderung starre ich an die Decke und merke nicht, wie die Wellen immer näher kommen. Die nächste hat es auf meine Füsse abgesehen und stürzt sich ganz frech von hinten her in meine Schuhe. Ási macht uns darauf aufmerksam, dass man hier, trotz des wunderschönen feinen Sandstrandes, nie schwimmen darf. Es gibt Strudel im Meer, die schon viele Schiffe mit sich gerissen haben. Dir Vorstellung ist beängstigend. Was ist, wenn plötzlich die Flut kommt und uns verschlingen will? Wir machen uns rasch wieder auf den Weg zum Bus.

Als nächstes steigen wir in ein altertümliches Gefährt wie aus dem letzten Weltkrieg. Alle müssen Schwimmwesten anziehen. Wir fahren über den Sand, es ruckt und schüttelt. Plötzlich klatscht es und unser Amphibienfahrzeug schwimmt im Wasser. Auf der Gletscherlagune des Vatnajökull gleiten wir an Eisbergen vorbei, die aus dem Nebel auftauchen. Es sind Eisgebilde in transparenten zarten Blautönen. Weit sehen wir nicht, Nebel verschleiert die Zauberwelt der Eiskönigin, denn genau hier könnte sie regieren. Immer wieder tauchen neue, fantasievoll geformte Eisschollen auf, mal grösser, mal kleiner. Auf Eisbären stossen wir nicht, die sind hier nicht zu Hause. Dafür dösen Seehunde am Ufer.

Kalte Steinwüsten - Ostfjorde

Bei den Ostfjorden angelangt, ändern wir die Richtung hin zum Landesinneren. Auf lockerem Schotter holpert unser Bus langsam die Passstrasse hoch, den Öxi, die „Axenstrasse“. Vorbei an unzähligen Wasserfällen, an Schafherden, an grünen Berghängen, ab und zu an einem einfachen alleinstehenden Hof mit weissen Futterballen davor. Menschen sehen wir nicht. Irgendwann erreichen wir die Hochebene, das Zeitgefühl hat sich hier verabschiedet und die Landschaft wird immer karger. In der Ferne sehen wir hohe Schneeberge, aber vor uns breitet sich eine unendliche Steinwüste aus. Sie erinnert mich an die Steinwüste im Sahel, nur ist es hier regnerisch kalt und die Wadis, die Flussläufe, führen reichlich Wasser. Wir steigen aus und ich kann diese Unendlichkeit, diese Einsamkeit einatmen. Vor uns Hügel um Hügel mit Geröll, soweit das Auge reicht. Steine, nichts als Steine. Eine faszinierende unwirkliche, graue, feindliche Landschaft. Kein Mensch, kein Tier kann hier leben. Niemand hätte Gunnar, den Geächteten, hier finden können. Ob er überlebt hätte? Diese urzeitliche Natur berührt mich zutiefst.

Die Passstrasse führt vom Hochplateau wieder abwärts, Grasflächen breiten sich aus, fruchtbare Flecken für Schafe, grüne Hügel. Erste Sonnenstrahlen durchbrechen den Regen. Ein unendlich langer Regenbogen zieht sich über die weite Hügellandschaft und reicht bis zu den nördlichen Gebirgsketten. Das Wetter hellt sich auf. Wir gelangen zu einem bewohnten Weiler. Eine Oase mit einem Kaffeehaus, ein paar Häusern, Hütten mit Grasziegeldächern, einer Tankstelle für Benzin und Diesel, geschützt in einer Holzhütte. Die Kapelle, die in keiner Siedlung fehlt, befindet sich im Zentrum. Es ist ein gemütliches kleines Gotteshaus aus Holz, mit einem Altarbild, einfachen Holzverzierungen und mit ein paar Sitzbänken. Im Feld daneben entdecken wir einen Polarfuchs, der sich hier herumtreibt. Uns treibt es weiter, dem Norden zu.

 

Aschenwasser, Schwefel und Märchenburgen am Mývatn

Ásis Vorliebe für Wasserfälle führt uns zum Dettifoss, dem stürzenden Wasserfall. Nach einem halbstündigen Fussmarsch mitten durch karges Gestein hören wir gewaltiges Rauschen. Der mächtige Dettifoss taucht vor uns auf. Seine Wassermassen sind durch Vulkanasche graubraun verfärbt und scheinen mit dem Lavagestein im Hintergrund zu verschmelzen. Der 

Unterschied zwischen Gestein und Wasser hebt sich hier auf. Ási erklärt, dass der Dettifoss etwa hundert Meter breit ist und fünfundvierzig Meter in die Tiefe stürzt. Von allen Wasserfällen hat mich dieser am tiefsten berührt. In seinem kargen Umfeld wirkt er so einfach, so mächtig und erinnert an archaische Vorzeiten, wie so vieles in Island.

Island Schwefelfelder

Wir besuchen im Nordosten noch weitere Sehenswürdigkeiten, wie die dampfenden und stinkenden Schwefelfelder Námaskarð und die fantasievollen Lavaburgen, die aussehen, als wären sie als Märchen-Kulissen geschaffen worden. Nach dem Goðafoss, dem „Wasserfall der Götter“, erreichen wir den Fjord von Akureyri.

 

 

Die Heimat von Nonni und Manni - Akureyri

Akureyri ist die Hauptstadt des Nordens. Es gibt eine Universität, einen botanischen Garten, ein Theater, ein Kunstmuseum, auch die Hightech-Industrie hat sich hier angesiedelt. In Akureyri ist auch der Jugendbuchautor Jón Sveinsson (1857-1944) geboren, der ein Dutzend „Nonni-Bücher“ geschrieben hat.

Akureyri Häuser Island

 

Wohnen im Erdhaus - Glaumbær

Glaumbaer Haeuser mit Gras auf dem Dach Island

Die Reise geht in westlicher Richtung weiter nach Glaumbær, zu einem alten Gehöft aus dem 18. und 19. Jahrhundert, das heute ein Museum ist. Es ist kunstvoll aus Torfziegeln geschichtet. Torfziegel eignen sich für den Hausbau, da das isländische Gras sehr kräftig, mit starken Wurzeln wächst und optimal isolieren. Ási erklärt uns weiter, dass es schwierig ist, grosse Gebäude in Torfbauweise zu errichten. Deshalb bestehen die alten isländischen Bauernhöfe aus einem Komplex kleiner, einzelner Gebäude, die mit dicken Torfziegelmauern miteinander verbunden sind. Das mit Gras bewachsenen Dach muss im richtigen Winkel stehen, dann kann es ein Jahrhundert überdauern. Ist es zu flach, regnet es durch, ist es zu steil, zerbricht der Untergrund während der Trockenheit.

Das Gehöft in Glaumbær weist dreizehn Räume auf. Ein zentraler etwa zwanzig Meter langer Gang verbindet die neun Wohnräume. Als Schutz vor der Kälte führen nur zwei Türen direkt nach aussen. Im Gang kann man aufrecht gehen, aber in einzelnen Räumen müssen wir die Köpfe einziehen, um nicht gegen die Deckenbalken zu stossen. Viele Gebrauchsgegenstände sind hier ausgestellt. Im Wohnzimmer stehen an den Seitenwänden die Betten, meistens schliefen zwei Personen darin. Tagsüber dienten sie auch als Sitzgelegenheit beim Essen und Arbeiten, denn es gab keine Stühle. Während der Nacht wurde an der Vorderseite der Betten ein oft reich verziertes Bettbrett, eine Minnegabe, eingesetzt, um zu verhindern, dass das Bettzeug herausfällt. Dieser Hof war im Gegensatz zum „Nonnahus“ richtig wohlhabend. Trotzdem muss das Leben damals, aus heutiger Sicht, sehr beschwerlich gewesen sein.

 

Mittelalterlicher Gelehrter im Hotpot - Reykholt

Auf unserer Reise an der Westseite begegnen wir heissen Quellen, die aus dem Boden dampfen und die Sicht vernebeln, aber auch Gewächshäuser beheizen. In Reykholt führt uns Ási an den Rand eines historischen Hotpots, eines heissen Bads, das Snorri Sturluson (1179-1241) mit einem unterirdischen Gang zu seinem befestigten Haus erbauen liess. Wir erfahren, dass Snorri der Autor der Edda ist, der bedeutendsten Sammlung altnordischer Dichtung. Er war ein weitgereister Gelehrter und einflussreicher Politiker, der wegen Unstimmigkeiten mit dem norwegischen König ermordet wurde. Reykholt lebt heute von Snorris Ruhm. Vor der grossen Bibliothek und Studiensammlung für mittelalterliche isländische Schriften erinnert eine Statue an den grossen Bürger. Der Ort ist klein. Es gibt noch eine hübsche alte Kirche zu besichtigen. „Die etwa sechzig Einwohner arbeiten fast alle für das einzige Hotel hier“, erklärt mir der Hoteldirektor. Ich verabschiede mich von ihm. Unsere Rundreise geht bald zu Ende. Unterwegs tauchen immer mehr bewohnte Gebiete auf.

 

Reykjavík

Bald schon treffen wir in Reykjavík ein, wo wir vor einer Woche losgefahren sind. Es bleiben noch ein paar Tage zum Flanieren am Laugavegur, der Hauptstrasse mit den teuren Läden. Kaufen kann man sich hier dieselben Dinge wie zu Hause. Aber sie sind teuer, weil fast alles importiert werden muss. Ausnahmen sind Fisch, Schaffleisch und Wolle. Ein Besuch der Harpa, des 2011 eröffneten Konzert- und Konferenzhauses am Hafen, bringt uns in die Moderne. Die silberglänzende Grundstruktur basiert auf der sechseckigen Wabenform und erinnert an die Basaltsäulen in der Natur. Das speziell verwendete Farbeffektglas der Doppelglasfassade erzeugt je nach Lichteinfall und Blickwinkel ein lebendiges Farbspiel. Ich könnte stundenlang davor sitzen und auf das offene Meer hinausschauen.

Auf meinen Erkundungen durch Reykjavik mache ich einen Zwischenhalt in einem gemütlichen Kaffeehaus. Kaffee ist Islands Nationalgetränk. Überall und immer steht ein voller Kaffeekrug oder eine Kaffeemaschine bereit, dabei kann es durchaus auch Pulverkaffee sein. Lakritzen gibt es im Supermarkt in unendlich vielen Kombinationen und man muss sie unbedingt probieren, auch wenn man sie nicht besonders mag. Sie gehören zu den isländischen Spezialitäten. Den Stand mit den besten knusprigen Hotdogs am Hafen erkennt man einfach an der langen Warteschlange. Es lohnt sich, dafür etwas Geduld aufzubringen. Weitere Spezialitäten wie Fisch und Schaffleisch findet man in den zahlreichen Restaurants in allen Preiskategorien. Nachdem ich unterwegs die natürlich beheizten Gewächshäuser gesehen habe, wundere ich mich nicht mehr über das frische Gemüse und die Salate, die überall serviert werden.

Eine Besonderheit sind die Duschen im Hotel. An den schwefligen Geruch der heissen Brause muss man sich etwas gewöhnen. Dabei bin ich schon froh, wenn das Mischventil mit dem kalten Wasser funktioniert und ich mich nicht verbrühe. Das kalte Wasser ist frisch und schmeckt ausgezeichnet.

Ich besuche ein einfaches städtisches Bad mit Hotpots, Wasserbecken mit unterschiedlichen Temperaturen. Nur wenige Badegäste wärmen sich darin. Schulkinder tummeln sich im grossen Bad. Es kommt mir hier vor wie in den 1950er Jahren. Ganz im Gegensatz zur „Blauen Lagune“, einem riesigen modernen Freiluftbad nahe dem Flughafen. Hier bade ich in der Menge wie in einem dampfenden Thermalbad. An einer Ausgabestelle kann ich mir sogar weissen Schlamm reichen lassen und ins Gesicht schmieren. Es wirkt Wunder: Meine Haut fühlt sich hinterher tief gereinigt und zart an. Ich könnte dort auch gleich die ganze Kosmetiklinie mit verschiedenen Cremen und Masken erwerben. Island hat den Tourismus für sich entdeckt und ist so aus der Finanzkrise von 2008 herausgekommen.

In Reykjavik fühle ich mich wie zu Hause. Vielleicht auch, weil vieles nicht so perfekt ist. Ási hat uns auf der Rundreise einmal erzählt, dass es in Island etwa 300‘000 Einwohner gibt, wovon zwei Drittel in der Hauptstadt leben. Und diese Menschen müssen den ganzen modernen Staat aufrechterhalten mit der notwendigen Infrastruktur, mit Krankenhäusern, Flughafen, Sicherheit usw. Jeder Isländer sei in mehreren Bereichen tätig. Jeder sei angewiesen auf einen, den er kennt, der ihm vielleicht einmal hilft, wenn er sein Haus renovieren will. Durch dieses enge soziale Netzwerk ist es überhaupt möglich, dass alles mehr oder weniger funktioniert. Und ich habe grossen Respekt, wie die Isländer das bewältigen.

Häuser Reykjavik Island

Übrigens sollen neben den 300‘000 Menschen etwa 500‘000 Schafe auf der Insel leben; über die Anzahl Pferde hat Ási nichts gesagt. Aber kein Pferd, das ins Ausland reist, darf je wieder zurückkommen. Zu gross wäre die Gefahr, dass eingeschleppte Krankheiten eine Epidemie auslösen könnten. Im Gegensatz dazu kehren die menschlichen Isländer nach ihrem Studium in der Fremde gerne in ihre Heimat zurück. Und auch Gunnar wollte sich nicht von seiner Heimat trennen. Als Geächteter hätte er in die Berge fliehen oder wie in jüngeren Jahren eine Zeitlang auf dem Kontinent verschwinden können. Aber als alter Held sah er seinem Schicksal mutig entgegen. Von seinem letzten Kampf berichten die Legenden noch heute.

 

 

Eine Studienreise durch Island

- Ein Reisebericht von Monique Schuler - 2016 - 

Berglandschaft Island

Kobolde und Elfen

Eine Reise durch das Land der Elfen und Kobolde. Bis heute würden nur 10% der isländischen Bevölkerung die Existenz anderer Wesen abstreiten. Der Gedanke, nicht allein auf dieser grossen Insel zu leben, gefällt den meisten Isländern sehr gut. Gerne erzählen sie ihre Geschichten den Reisenden, so haben auch wir auf unserer Studienreise immer wieder neue Dinge über Elfen, Kobolde und die versteckten Leute erfahren. Angekommen am Flughafen Keflavik wurden wir bereits mit einem starken Windstoss begrüsst, allerdings war die Temperatur wärmer als erwartet. Mit dem gemieteten Auto ging es bereits am ersten Tag Richtung Nationalpark Skaftafell. Da die Insel nur rund 330‘000 Einwohner hat und 60% davon in der Hauptstadt Reykjavik leben, ist man sehr schnell von der freien Natur umgeben. Die Natur, schön und unberührt, wechselt konstant ihre Begebenheit. Aufgrund der Lavaströme aus vergangener Zeit wird ein Feld mit violetten Blumen abrupt von Steinen, welche mit Asche bedeckt sind, unterbrochen. Darauf folgen dann wieder lange Wiesen, welche die vielen Schafe beherbergen oder als Weiden für die berühmte Pferderasse, die Isländer, dienen. Ausserdem findet man viele kleine Seen oder Lagunen inmitten der Landschaft. Die Strassen sind nicht von herausragender Qualität, aber befahrbar. Wie wir später erfahren haben, kommt es öfters vor, dass eine Strasse um einen Steinhügel herumgebaut wurde, um die darin wohnenden Elfen nicht zu stören. Es wird erzählt, dass es öfters vorkam, dass beim Bau der Strassen die Maschinen kaputt gingen, als man Steinhügel bearbeiten wollte, von denen man glaubte, als Haus für die Elfen zu dienen. Daher wurde nicht lange überlegt und einfach um den Hügel herum gebaut, weshalb einige Strassen nun mit kleinen Ausschwenkungen geziert sind.


Gletschterwanderung - Vatnajökull

Gletscherwanderung Island

Angekommen im Nationalpark durften wir eine Gletscherwanderung auf dem Gletscher Vatnajökull machen. Der Guide konnte uns interessante Fakten über die Entstehung und Entwicklung der Gletscher erzählen. Als wir Eispickel und Schuhe mit Spikes in die Hände gedrückt bekamen, wurden wir etwas nervös, obwohl wir als Schweizer ja gut trainierte Wanderer waren. Zu unserer Beruhigung war das alles mehr Show und die Tour war leicht zu meistern. In der Nähe vom Gletscher gibt es auch eine wunderschöne Gletscherlagune (Fjallsárlón), wessen Besuch sehr empfehlenswert ist. 
 

Black Sand Beach und Wasserfall Sellfoss

Island schwarzer Strand

 

Am nächsten Tag sind wir dann schon wieder zurück Richtung Reykjavik gefahren, wobei wir unterwegs einen Stopp am Black Sand Beach gemacht haben. Füsse baden im Meer ging ganz gut, war allerdings etwas erfrischend. Interessante Felsen mit lustiger Steinstruktur stehen entlang dem Strand und eigenen sich gut zum Klettern. Ausserdem kann man mit etwas Glück auch den einen oder anderen berühmten Puffin (Papageientaucher) erblicken. Unterwegs sieht man auch immer wieder schöne Wasserfälle, wobei wir nur bei den zwei berühmtesten einen Stopp eingelegt haben. Der erste Wasserfall heisst Sellfoss und liess für uns sogar zwei Regenbogen erscheinen. 
 

Der Goldene Kreis

Wasserfall Island

Die berühmte „Golden Circle“ Tour haben wir auf eigene Faust bestritten und sind zum zweiten Wasserfall, genannt Gullfoss (goldener Wasserfall), gefahren. Danach ging es weiter zu den berühmten heissen Quellen und dem Geysir. Davon abgehalten, in so einen natürlichen Whirlpool zu sitzen, wurden wir dann doch von der Warnung, dass die Wassertemperatur zwischen 80 und 100 Grad beträgt. Anschliessend ging es zum Nationalpark Pingvellir, wo die beiden Erdplatten aufeinander treffen. Auch hier ist man wieder von einer wunderschönen Landschaft mit Wasserfällen umgeben. Natürlich trifft man auch andere Touristen an den oben genannten Hotspots an.


Blaue Lagune und Reykjavik

Cafe Reykjavik Island

An einem nächsten Tag fuhren wir in die Blaue Lagune, um doch noch das Erlebnis eines natürlich geheizten Bades zu erhalten. Durch ein intelligentes Buchungssystem ist jeweils nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern im Wasser, was den Aufenthalt sehr angenehm macht. Die letzten paar Tage haben wir in der Stadt Reykjavik verbracht, welche uns nur halb so gut wie die restliche Landschaft gefallen hat. Es gibt schöne bunte Häuser und Möglichkeiten zum Einkaufen, Essen und abends was Trinken. Spannend war die Besichtigung der Konzerthalle Harpa. Die Architektur ist einzigartig und das Gebäude sehr imposant. Island hat sehr viel zu bieten und wird immer häufiger als Reisedestination gewählt. Vermutlich wird sich in den nächsten Jahren einiges ändern, was die touristische Infrastruktur betrifft. Wer also noch das unberührte Land kennen möchte, sollte bald möglichst einen Flug buchen.